Les Folies’ ist der älteste Weinberg der Familie Taittinger. Die Reben wachsen rund um das Schlösschen La Marquetterie in der Gemeinde Pierry, nur wenige Kilometer südlich von Epernay. Während der Sitz des Familienunternehmens ebenso wie die Kellerei mit den tiefen Kreidestollen in Reims liegen, ist La Marquetterie eine Art Residenz, auf der die Familie besondere Gäste aus aller Welt empfängt. Das pittoreske Herrenhaus wurde im Jahr 1734 in Pierry erbaut. Zur selben Zeit lebte hier auch der Benediktinermönch Jean Oudart (1654-1742). Bruder Oudart stammte selbst aus einer Winzerfamilie und verwaltete nun die Güter seines Klosters. Mit großem Erfolg, wie es scheint, denn die üppigen Ländereien erstreckten sich bald über Pierry hinaus bis nach Chouilly, Avize, Cramant und Epernay.
Neben seinem verbrieften wirtschaftlichen Talent wird Oudart auch einiger Erfindergeist bei der Entwicklung der Champagnermethode zugeschrieben. Was genau der Mönch hier entdeckt haben soll, bleibt allerdings unklar. Belegt ist, dass die Gemeinde Pierry damals der Abtei Saint-Pierre d’Hautvilliers unterstellt war, in der zeitgleich der berühmte Dom Pérignon als Cellerar tätig war. Dass Dom Perignon die Champagnermethode maßgeblich weiterentwickelte, insbesondere durch den Verschnitt der Weine, steht heute außer Zweifel. Ebenfalls belegt ist, dass der Champagner damals eine erste Blütezeit erlebte und dass es Weinlieferungen aus Oudarts Kloster in Pierry an die Abtei in Haut-Villiers gab.
Bruder Oudart, der durch seine Herkunft und wohl auch arbeitsbedingt sicher einige Weinbaukenntnis besaß, wird die Einführung des ‘liqueur de tirage’, der Fülldosage zugeschrieben. Auch Reben soll er gepflanzt haben. An den Hängen von Pierry, einer Lage, die jedoch so steil und mühsam zu bewirtschaften war, dass man den Weinberg ‘les folies’ (dt. Verrücktheiten, Wahnsinn) nannte. Weniger mühsam, dafür sehr originell war die Anordnung der dunklen Pinot noir- und hellen Chardonnay-Pflanzungen, die den Weinberg zur Lesezeit wie ein großes Schachbrett aussehen ließen ein hübsches Bild, das man zugleich als Ursprung des Châteaunamens ‘La Marquetterie’ (dt. Einlegearbeit) annimmt.